Anita Kurmann (22.11.1976 - 07.08.2015)

Anita Kurmann lebte seit drei Jahren in Boston, wo sie für die Harvard-Universität und das Beth Israel Deaconess Medical Center forschte. Ihre Aufgabe: Aus embryonalen Stammzellen Schilddrüsengewebe produzieren. Sie  hatte in Basel Medizin studiert und arbeitete vor dem Umzug nach Boston am Berner Inselspital in der Viszeralchirurgie als Oberärztin. Bald hätte sie in die Schweiz zurückkehren sollen.

Am 7. August 2015 hatte sie keine Chance: In Boston (USA) ist die Schweizer Chirurgin Anita Kurmann (38) tödlich mit dem Velo verunglückt, als sie von einem schweren Sattelschlepper überfahren wurde. Der Chauffeur machte sich erst aus dem Staub, meldete sich aber später bei der Polizei. Der Unfall passierte an der in Boston viel befahrenen Kreuzung zwischen der Massachusetts Avenue und der Beacon Street.

Aufgrund dieses Unfalls wurde der Strassenabschnitt der Beacon Street, wo der Unfall passierte, aus Sicherheitsgründen mit speziellen vorgezogenen Stoppbereichen für Radfahrer ausgerüstet.

Ihr Tod hinterlässt eine grosse Lücke. Darrell Kotton, Laborleiter an der Universität, ist des Lobes voll über ihre Forschungsarbeit: «Sie gab alles in ihrem Job und holte auch aus ihrem Team das Beste heraus.»

Daniel Candinas, Direktor der Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin: «Anita Kurmann stand kurz vor der Habilitation und war ohne Zweifel auf dem Weg zu einer herausragenden akademischen Laufbahn an unserer Universitätsklinik und wir trauern zutiefst um einen herzensguten Menschen und Kollegin.»
https://en.wikipedia.org/wiki/Anita_Kurmann

Persönliche Worte von Prof. Guido Beldi

Sehr gut sehe ich die erste Begegnung mit Anita noch vor mir.

Kaum drei Wochen in unserer Klinik - im Januar 2008 - kam sie zu mir und wollte bei Forschungsprojekten mitarbeiten. Und zwar um jeden Preis. Sie wollte Tumore, am besten das Cholangiokarzinom, erforschen und Wege finden, diese heilbar zu machen, sei es mit Chirurgie oder Medikamenten.

Ich versuchte die Komplexität der Materie und den langen, beschwerlichen Weg aufzuzeigen. Aber Anita liess sich nicht beeindrucken. Die Studien sollten am besten sofort, hier und heute beginnen. Und es hat auch alles da begonnen.

Es ist diese unbändige Energie, der Glaube an das Machbare und Mögliche, welche Anita einzigartig machten. Anita hat immer Überdurchschnittliches geleistet. Der Drang nach Neuem lässt sich auch aus Ihrem Werdegang ablesen. Die raschen Wechsel zeigen, wie sie sich in jeder Position eindrücklich emporgearbeitet hat, um danach wieder neue Ziele anzustreben.

Nach Ihrem Staatsexamen an der Universität Basel im Jahre 2003 arbeitete sie je zwei Jahre in Sursee und Luzern. Bereits in diesen Kliniken hat sie erfolgreich klinische Forschungsprojekte begleitet und abgeschlossen. Ab dem Jahre 2008 war sie eng mit dem Inselspital verbunden, arbeitete zuerst während 20 Monaten als Assistenzärztin. Nach einer Rotation als Oberärztin im Kantonsspital Fribourg, begann sie nun als Oberärztin im Januar 2011 wieder in der Klinik für Viszerale Chirurgie und Medizin im Inselspital. Im Januar 2013 ging ein Traum für Anita in Erfüllung – Forschung in Boston. Sie hat innerhalb der letzten 5 Jahre 18 Publikationen veröffentlicht, 11 davon als Erstautorin.

Dies sind nur die beruflichen Eckpunkte eines viel zu kurzen Lebens einer faszinierenden Persönlichkeit. Sie freute sich an all dem, was sie erreicht hat. Trotz diesen Leistungen ist Anita stets sehr bescheiden und liebenswürdig geblieben. Eine gute Stimmung im Team war ihr sehr wichtig. Als Ärztin hat sie sich leidenschaftlich um Ihre Patienten gekümmert. Die Patienten und Angehörigen spürten und schätzen ihre Hingabe.

Mit Anita haben wir eine wunderbare Persönlichkeit, eine vorbildliche und liebenswürdige Ärztin verloren.